Siegel des Fairen Handels

Siegelvergabe
Die Vergabe eines Siegels geht einen anderen Weg als die Fair-Handels-Importeure. Alle Händler_innen können das Siegel für ein ausgewähltes Produkt beantragen. Eine Zertifizierungs-organisation überprüft dann die Einhaltung der Kriterien für dieses eine Produkt, das von Produzent_innen nach Fair-Handels-Standards bezogen wird.
So ist es möglich, dass auch große Konzerne ein Einzelprodukt mit dem Siegel auf den Markt bringen können: Nur bei diesem einen Produkt halten sie dann die Kriterien des Fairen Handels ein. Siegelorganisationen wiederum handeln nicht selbst mit Waren, sondern sind mit dem Kontrollsystem befasst. Am bekanntesten ist das FAIRTRADE-Siegel, mit dem der Einzug fair gehandelter Produkte in den Supermarkt gelang. Dahinter steht TransFair Deutschland e.V. Die Siegelung erfolgt nach den weltweit gültigen Kriterien der Fairtrade Labelling Organizations (FLO).
Fair-Handels-Importe und Siegel unterscheiden sich auch in den Ausprägungen ihrer Fair-Handels-Merkmale. So sind z.B. bei Verarbeitungsprodukten wie Schokolade oder Süßigkeiten die Regeln für die Anteile an fair gehandelten Zutaten für die Fair-Handels-Importeure viel strenger als bei der Siegelvergabe.
Gerade in Supermärkten und Bioläden finden sich Waren mit Zeichen von SIEGELORGANISATIONEN des Fairen Handels. Diese Siegel sind anerkannt:

Siegelorganisationen

Im Einzelhandel gibt es ZAHLREICHE WEITERE SIEGEL, die sich auch fair nennen, aber nicht unbedingt den Standards des Fairen Handels entsprechen. Am besten informieren Sie sich genau über die Kriterien anderer Siegel und Logos!

Fairtrade Produkte in Bio-qualität
Bio Siegel Zurzeit tragen ca. 65 % der TransFair gesiegelten Lebensmittel ein Biolabel, Tendenz steigend. Bei der GEPA, dwp und EL PUENTE beträgt der Anteil ökologisch angebauter Lebensmittel etwa 70%. Das staatliche Biosiegel garantiert, dass die Produkte nach den Kriterien der EG-Öko-Verordnung produziert und kontrolliert werden. Als EU-weit gültige Regelung steht es für einheitliche Standards für den ökologischen Landbau und artgerechte Tierhaltung. Insgesamt gewährleistet das Biosiegel den Mindeststandard eines Bioproduktes, während die Richtlinien der Bioanbauverbände in einigen Punkten höhere Anforderungen stellen. Viele fair gehandelte Lebensmittel erfüllen diese strengeren Kriterien und sind vom Anbauverband Naturland zertifiziert. Der Faire Handel fördert den ökologischen Anbau mit einem Bioaufschlag für die Produkte. Im Folgenden werden die Siegel vorgestellt, die Bio und Fair verbinden.
www.bio-siegel.de


Naturland fair Das Naturland Fair Zeichen auf der Verpackung eines Produkts belegt, dass ein Produkt nach den ökologischen Kriterien von Naturland angebaut und verarbeitet wurde und außerdem fair gehandelt ist. Sowohl ökologische als auch Fair-Handels-Kriterien werden in einem Arbeitsgang überprüft. Durch Naturland Fair haben jetzt Bauern, Verarbeiter und Händler auch im Norden die Möglichkeit, sich nach Fair-Handels-Richtlinien zertifizieren zu lassen.
naturland@naturland.de | www.naturland.de


Hand in Hand
Rapunzel Naturkost GmbH verbindet mit dem HAND IN HAND-Programm den Gedanken des Fairen Handels mit dem des Ökologischen Landbaus und damit die ökologische Nachhaltigkeit mit der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit. Das HAND IN HAND-Siegel ist eine Eigenmarke der Rapunzel Naturkost GmbH. Es findet sich auf allen Rapunzel-Produkten, deren Rohstoffe zu mehr als 50% von HAND IN HAND-Partnern stammen. Zurzeit tragen 87 verschiedene Produkte das Siegel. Rapunzel vertreibt die Waren meistens über Bioläden oder im Internet. ÖKOTEST hat in seinem Test über fair Produkte – Heft 08/12 - bei Hand in Hand bemängelt, dass auf Mischprodukten (im Testbeispiel Vollmilch Schokolade) keine Kennzeichnung der zertifizierten Produkte sei.
info@rapunzel.de | www.rapunzel.de


Faire Milch Neuerdings gibt es auch faire Milch aus Deutschland, zertifiziert nach Naturland Fair (siehe oben) Zeichen. Die Milch von der „Upländer Bauernmolkerei“ bei Alnatura ist gekennzeichnet mit der Aufschrift „Faire Preise für unsere Milchbauern“. Beide Marken garantieren einen Mindestpreis, der an die Bio-Bauern bezahlt wird.
Gar nicht fair sind die Milchprodukte mit der Aufschrift „Die faire Milch“ sowie „Ein Herz für Erzeuger“ (Netto) oder „Fair handeln“ von Hohenloher Molkerei (Edeka). Nach ÖKOTEST wird bei diesen Marken kein Mindestpreis garantiert, lediglich ein Aufschlag von 10 Cent pro Liter, wobei nicht klar ist, ob der Preis so hoch ausfällt, dass er zum Leben reicht.

Weitere Siegel bei verschiedenen Lebensmittelketten
Konventionelle Händler haben oft neben den oben aufgeführten Siegeln eigene Siegel, um darauf aufmerksam zu machen, dass auch diese fair seien. Lidl hat z.B. die Eigenmarke FAIRGLOBE mit fairen Bananen, Kaffee, Tee, Zucker usw., die meistens zusätzlich das Siegel Fairtrade tragen und daher tatsächlich fair sind.
Fairglobe

Andere Siegel konventioneller Lebensmittelketten sind mehr oder weniger fair. Zum Beispiel garantiert das tegut FAIRbindet-Siegel zuverlässige Abnahmemengen, die den Lieferanten eine sichere Lebensgrundlage und wirtschaftliche Sicherheit für Investitionen geben soll. Dennoch gibt ÖKOTEST dem tegut-Siegel nur die Note „überwiegend unfair“, weil es keinen garantierten Mindestpreis und keine Vorfinanzierung als Kriterium hat. Jedoch werden soziale Projekte gefördert.
tegut fairbindet

überwiegend unfair ...

Rewe und Ikea bieten ebenfalls einen „überwiegend unfairen“ Kaffee mit dem Siegel UTZ Certified. Jacobs, Dallmayer, Tschibo und Kaufhof sowie Karstadt werben mit dem Siegel Rainforest Alliance Certified. Aldi und Melitta haben mit dem 4C Siegel gar einen unfairen Kaffee (ohne Deklaration der zertifizierten Rohstoffe). Alle drei Siegel garantieren keinen Mindestpreis und keine Vorfinanzierung (vgl. ÖKOTEST 8/12).
UTZ Certified Rainforest Alliance Certified4C

Körbe, Textilien, Blumen und mehr

Viele weitere Produkte tragen ebenfalls das FairTrade-Siegel. Es gibt aber sehr viele zusätzliche Siegel, die für Verwirrung sorgen. Viele Importeure und Händler haben eigene Kriterien oder Siegel, von denen viele tatsächlich fair sind (z.B. CONTIGO oder GEPA), einige begnügen sich aber mit weicheren Kriterien, die nicht den Fairtrade (FLO) Standards genügen. Am Ende des Kapitels sind die Siegel beschrieben, die dafür kritisiert werden. Die Siegel für Teppiche und Textilien beinhalten meistens Garantien, dass die Kernarbeitsnormen der ILO, der Internationalen Arbeitsorganisation befolgt werden. Diese beinhalten u.a. auch die Zahlung existenzsichernder Löhne und das Verbot der Kinderarbeit. Im Vergleich zum Fairen Handel fehlen oft die Preisaufschläge zur Finanzierung von Entwicklungsmaßnahmen und Sozialversicherungen. In jeder Produktionsstufe wird die Einhaltung der Kriterien vor Ort von der unabhängigen Zertifizierungsstelle geprüft.


GLOBO logo
Mit GLOBO wurde 1973 eines der ersten Unternehmen in Deutschland gegründet, welches Faire Handelsleitlinien umsetzt. GLOBO hat Handelspartner in der ganzen Welt und bietet Abnahmesicherheit für ihre Produzenten. Das Sortiment von GLOBO ist sehr vielfältig. Neben Kaffee und Wein werden in erster Linie Textilien, Lederwaren, Kunsthandwerk, Korbwaren, Schmuck usw. angeboten. GLOBO beliefert vor allem die Weltläden im ganzen Bundesgebiet, aber vertreibt die Waren auch über Internet. info@globo-fairtrade.de | www.globo-fairtrade.de


Podi Mohair logo
Podi-Mohair versteht sich als Teil der Weltladenbewegung, um mit einem positiven Beispiel gegen die ungerechten Strukturen des Welthandels einzutreten. Podi-Mohair ist als Importeur von Graskörben und Webwaren aus Lesotho aktiv und handelt nach den Bedingungen, die in der Konvention der Weltläden aufgestellt wurden. podi-mohair-eberl@t-online.de | www.podi-mohair.de


Flower Label Program
Der erste Fairtrade-Standard für Schnittblumen wurde durch das Flower Label Programm (FLP) auf den Markt gebracht. Die zertifizierten Blumen müssen unter umweltverträglichen und sozial akzeptablen Bedingungen hergestellt werden. Die Kriterien entsprechen den Fairtrade-Standards der FLO. Gegründet wurde die Organisation von Menschenrechts¬organisationen, Gewerkschaften, Blumenproduzenten und Blumen¬händlern. Aktuell werden die „fairen“ Blumen in 10 Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas angebaut. Das Siegel garantiert das Verbot der Kinderarbeit und hochgiftiger Pflanzenschutzmittel sowie Gesundheitsvorsorge und existenzsichernde Löhne. Auch unabhängige regelmäßige Kontrollen sind Pflicht. office@fairflowers.de | www.fairflowers.de


Rugmark India
RUGMARK ist eine Initiative zur Abschaffung illegaler Kinderarbeit in der Teppichindustrie Südasiens und wurde 1994 in Indien gegründet. In Deutschland wird RUGMARK von zahlreichen Teppichhändlern, UNICEF, Misereor, Brot für die Welt und terre des hommes unterstützt. Alle Importeure und Exporteure, die Mitglied bei RUGMARK sind, verpflichten sich, keine Kinder illegal zu beschäftigen und bezahlen eine Lizenzgebühr. Mit diesen Einnahmen finanziert RUGMARK Projekte, wie die Inspektion von Knüpfstühlen, Schul- und Rehabilitationsprojekte. Bei RUGMARK kann der Weg jedes einzelnen Teppichs bis zu seiner Produktionsstätte zurückverfolgt werden. mail@global-carpet.de | www.rugmarkindia.org


Care+Fair
CARE & FAIR ist ein Branchenverband des europäischen Teppichhandels, der sich gegen illegale Kinderarbeit in der Teppichproduktion in Indien, Nepal und Pakistan einsetzt. Die Mitglieder zahlen eine Importabgabe von 1 % sowie eine Exportabgabe von 0,25 % auf den Wert der verschifften Teppiche. Mit diesen Abgaben werden derzeit 30 Projekte in den genannten Ländern, 18 Schulprojekte, 10 Gesundheitsprojekte und 2 Projekte der Erwachsenenbildung finanziert. Durch kostenlose Schulbildung und medizinische Grundversorgung wird die Armut in den Teppichzentren gelindert und illegale Kinderarbeit bekämpft. info@care-fair.org | www.care-fair.org


goodweave
Das GoodWeave-Siegel garantiert dem Käufer den Erwerb von Teppichen aus Indien, Nepal und Afghanistan, die frei von Kinderhand und unter sozialverträglichen Bedingungen geknüpft sind. Die Initiative wird von Hilfswerken wie Brot für die Welt, UNICEF, Misereor, terre des hommes sowie dem Teppichhandel unterstützt. GoodWeave ist assoziiertes Mitglied der International Social and Environmental Accreditation and Labeling Allicance (ISEA). Jedes Siegel trägt einen Code, mit dem die Herkunft kann zurückverfolgt werden kann. info@goodweave.de | www.goodweave.de


fair wear foundation
Das Ziel der Fair Wear Foundation ist es, menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungsindustrie zu schaffen. Die FWF wurde 1999 in den Niederlanden von Unternehmensverbänden der Bekleidungsindustrie, den Gewerkschaften und einigen Nichtregierungsorganisationen gegründet. In den Fabriken müssen die Standards der ILO (der Internationalen Arbeitsorganisation) eingehalten werden. Die FWF hat 80 Mitgliedsunternehmen in sieben europäischen Ländern, welche über 120 Marken repräsentieren. www.fairwear.org


GOTS logo
Der GOTS ist ein Standard der International Working Group on Global Organic Textile Standard (GOTS) für ökologisch und sozialverträglich hergestellte Textilien. Er garantiert neben den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) auch Regeln zur Behandlung von Bio-Fasern und umweltverträglicher Herstellung von Textilien. GOTS-zertifizierte Textilien bestehen zu mindestens 90 % aus Naturfasern und zu mindestens 70% aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA). Ein eindeutig festgelegter Mindestpreis ist jedoch nicht Bestandteil der Kriterien. Die Bezahlung soll sich lediglich an den jeweiligen nationalen Mindestlöhnen orientieren. GOTS versteht sich als ein Mindeststandard.
www.global-standard.org


Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft Der Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) vergibt zwei eigene Qualitätszeichen für ökologisch hergestellte Produkte: NATURTEXTIL und NATURLEDER nach den INV Best-Regeln, die selbst entwickelt worden sind und sich an GOTS orientieren. IVN Best zertifizierte Textilien bestehen zu 100 % aus biologisch angebauten Naturfasern. Zusätzlich sind die Betriebe verpflichtet festgelegte Sozialstandards einzuhalten. Naturleder ist das jüngste Kind des IVN. Seit 2001 wird an diesem Standard gearbeitet und die ersten Unternehmen werden zertifiziert.
www.naturtextil.com


Fair TSA
FairTSA lizenziert Produzenten und Händler, die ihre Produkte nach Prinzipien der ethischen und sozialen Verantwortung und Transparenz über die Lieferkette herstellen und vertreiben. Sie haben eigene Überprüfungsinstanzen und Schulungsangebote. Produzenten müssen eine faire Belohnung bekommen, über den Preis müssen kommunale Entwicklungsprojekte finanziert werden und die Händler müssen Mindestpreise garantieren. FairTSA ist eine amerikanische Organisation, in Deutschland findet man vor allem Textilien mit diesem Siegel. fairtsa-europe@fairtsa.org | www.fairtsa.org


Cotton made in Africa
Cotton made in Africa (CmiA) ist eine Initiative der Stiftung Aid by Trade Foundation (AbTF), die 2005 vom Hamburger Unternehmer Michael Otto (Otto Group), und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und u.a. vom Naturschutzbund Deutschland und Baumwollgesellschaften gegründet wurde. Die Initiative will zu Armutsbekämpfung und Umweltschutz in Afrika beitragen. Mit dem Siegel wird kontrolliert, dass u.a. schlimmste Formen der Kinderarbeit, Menschenhandel, Zwangsarbeit und die Untersagung der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft verboten sind. Boden- und Wasserschutz sowie ein korrekten Umgang mit Pestiziden stehen für die Nachhaltigkeit.
ÖKOTEST hat wegen fehlender Mindestpreisgarantie und gesicherter Vorfinanzierung dieses Siegel nur als „teilweise fair“ klassifiziert.
www.cotton-made-in-africa.com

Fair kleiden!
Immer öfter möchten wir uns verwandeln und mit dem Trend gehen: Neue Kleidung muss her! Mit den USA und der Schweiz sind wir Weltmeister im Bekleidungskonsum: 40 bis 70 neue Kleidungsstücke pro Kopf und Jahr werden hier gekauft. Dies geht nur, weil Kleidung immer billiger angeboten und kürzer genutzt wird. Dadurch fallen jährlich 750.000 Tonnen Altkleider an. Die textile Kette vom Anbau der Baumwolle über die Herstellung der Kleidung bis in den Handel ist in viele Schritte unterteilt. An unzähligen Stellen gibt es ökologische und soziale Probleme und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, die bei großen Katastrophen wie dem Einsturz der Textil-Fabriken in Bangladesch für Entsetzen sorgen. Auf Dauer ändern die wenigsten ihr Kaufverhalten. Dabei gibt es inzwischen auch bei Kleidung verschiedene Siegel, die Umwelt- und Sozialstandards garantieren. Orientierungshilfe bietet. www.ci-romero.de/gruenemode-siegel

BEISPIELE FÜR FAIRE MODELABELS
3 Freunde | www.3freunde.de
Alma und Lovis | www.almalovis.de
Armedangels | www.armedangels.de
bleed | www.bleed-clothing.com
hessnatur | www.hessnatur.com

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